Mal eine Recherche im Ratsinformationssystem zur Thematik Marientor. Dort gibt es etliche Drucksachen, welche sich mit der Thematik befassen. Denn im Zusammenhang mit der Osttangente stellt sich die Frage, warum man das Marientor nicht endlich optimiert.
Die Auswahl der Drucksachen (DS) erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die ersten beiden Ziffern sind immer die Jahreszahl (z. B. 02 => 2002).
DS 02-3504 ist ein Antrag der CDU, es geht um den nach damaliger Auffassung dringenden Umbau des Marientorplatzes, man war der Meinung, dass es einer Neustrukturierung dieses Verkehrsknotenpunktes bedürfe. SPD und Grüne lehnten den Antrag damals ab.
Herr Linne wies damals „auf die Problematik der Finanzierung hin“. Außerdem meinte Herr Greulich, dass dort Veränderungen des Verkehrs zu erwarten wären, weshalb man jetzt noch nichts tun solle. Er spricht vermutlich auf die heute bestehende Osttangente zur Brücke der Solidarität an.
DS 08-0869 zeigt einige Fragen der SPD (BV Mitte). Also bereits 2008 war definitiv klar, dass es baulicher Maßnahmen bedürfe für eine zügigere Abwicklung des LKW-Verkehrs. Sehr treffend wurde damals festgestellt:
Geschieht dies nicht, so würden sich erhebliche Staus ergeben und die Folge wäre eine zusätzliche Belastung für die Bürger Hochfelds und bei längerem Anhalten dieser Situation auch für die Anwohner der Moerser Straße, denn der LKW-Verkehr wird sich einen staufreien Weg suchen und der wäre dann über die Moerser Straße Richtung Autobahnauffahrt Moers oder Homberg. Hiermit würde dann wieder ein Teil der Vorteile der Osttangente zunichte gemacht.
Gemeint ist hier die Osttangente bis zur Brücke der Solidarität, welche heute Osloer Straße heißt. Dass heißt es war wirklich bereits 2008 klar und schriftlich hinterlegt im Ratsinformationssystem, dass der SPD klar war, dass ohne einen Umbau des Marientors Probleme für Hochfeld entstehen, die man uns heute als Grundlage für den Bau einer neuen Straßen verkaufen will. Dies finde ich mehr als bemerkenswert. Was hat man die letzten 14 Jahre gemacht? Nur Däumchen gedreht? Warum hat die SPD nicht gehandelt?
Danach folgten noch einige Fragen, welche dann in einer Mitteilungsvorlage beantwortet wurden (DS 08-1023). Für alle Antworten bitte dort schauen. Ich greife hier nur einige besonders wichtig erscheinende heraus.
Die Umbaumaßnahmen am Marientor waren nicht Gegenstand der Förderung der Osttangente Rheinhausen.
Das heißt, weil es kein Geld im Rahmen einer Förderung gab, wurde auch nichts umgebaut. Stattdessen bemüht man sich in 2022 darum eine Straße zu bauen. Obwohl die Lösung schon seit vielen Jahren bekannt ist und diese nur umgesetzt werden muss. Vor dem Umbau Marientor verbietet sich jede weitere Diskussion über eine Osttangente. Zumal man damals das Marientor als Route planfestgestellt hat. Man hat also damals nicht sauber geplant und die Folgen sollen nun durch eine weitere Straße gelöst werden, obwohl es bereits eine einfachere Lösung gibt?
Und auch zu dem Umweg für LKW hat man sich bereits geäußert.
Der Umweg über die Anschlussstelle Homberg für Fahrten auf die A 40 nach Osten ist mit 4,4 km (davon 3,8 Autobahnkilometer mit entsprechenden Mautzahlungen) und 2 bis 3 Minuten Mehraufwand doch deutlich.
Das heißt bereits damals war klar, dass die Fahrt über die Anschlussstelle Homberg, welche man heute für eine Osttangente vorsieht ein Umweg sein wird, den LKW nicht oder ungern fahren werden. Auch aus finanziellen Gründen. So gesehen ist schon seltsam, dass sich das heute plötzlich geändert haben soll.
In DS 09-0098 geht es dann um eine Umgestaltung. Dabei sollen die Fahrten über die damalige Osttangente (Osloer Straße) berücksichtigt werden. Bemerkenswert ist ein Punkt, der ja heute mit LKW-Verkehr, der durch Hochfeld statt zum Marientor roll, praktiziert wird, bloß vermutlich nicht so, wie geplant.
Falls erforderlich ist das Prinzip der Verkehrsverdrängung/-verlagerung anzuwenden.
Weiterhin hieß es
Die Erschließung der Innenstadt soll erfolgen über ein radiales Routenprinzip. Das in Duisburg vorhandene Autobahnnetz bietet hierzu bereits ideale Grundvoraussetzungen.
Die Kosten wurden 2009 auf 3-4 M€ geschätzt. Also selbst wenn man die Kostensteigerungen seit damals berücksichtigt wäre ein Umbau immer noch günstiger, als die Osttangente, die absehbar 50 – 100 M€ kosten wird, auch wenn man die Schätzung derzeit niedriger hält. Das heißt man hätte damals mit einem günstigere Umbau des Marientors, alle heutigen Probleme beheben können. Warum hat man nicht?
Zu der Anlage gehört ein Plan, wie man sich das vorgestellt hat. Ob dies nun die beste Lösung war, vermag ich nicht zu sagen. Man hätte sich besser primär auf die Logistikdiagonale konzentriert, anstatt eine gute Anbindung an alle möglichen Stellen zu wollen.
In Weiteren Anlagen ist zudem zu lesen:
Die Logistikdiagonale wird außerdem mit der weiteren Entwicklung
Logports stärker belastet werden. Es ist daher erforderlich die Leistungsfähigkeit des Knotens Vulkanstraße / Werftstraße zu erhöhen.
Bereits 2009 war also bekannt, dass hier eine Überlastung droht. Warum hat man dann nicht gehandelt? Denn definitiv fand bis heute kein Umbau des Marientors statt, obwohl man sich bereits damit auseinandergesetzt hat.
Und es gab damals bereits eine Machbarkeitsstudie für den Umbau durch das Ing. Büro Vössing. Im Ratsinformationssystem fand sich diese allerdings nicht.
Mit DS 10-2073 fragten die Grünen nach dem Sachstand Umbau Marientor, man antwortete, dass die Umgestaltung des Marientors „in die Ausführungsplanung überführt“ worden wäre. Angeblich habe man auch Mittel zur Ausführungsvorbereitung angemeldet, aber seltsamerweise hat sich bis heute nichts getan.
Obwohl der Umbau anders empfohlen wurde, kam dann mit DS 16-0461 eine Beschlussvorlage für die Sanierung der Stahlrampe. So richtig nachvollziehen ließ sich nicht, was die Gründe waren, wenn man für den gleichen Preis den Umbau hätte haben können. Vermutlich hätte man für den Umbau sogar Fördermittel bekommen, im Gegensatz zum Erhalt bzw. für die Sanierung.
Scheinbar lässt man sich bei der Stadt extrem viel Zeit mit der Planung des Umbaus. Es wäre sicherlich mal interessant hier Einblick in die Akten zu nehmen.
Aufgrund der zu erwartenden Zunahme des Logistikverkehrs und den hiermit verbundenen zusätzlichen Belastungen für den Verkehrsknotenpunkt Marientor bzw. die hierdurch bedingte teilweise LKW- Verdrängung in das umgebende städtische Verkehrsnetz, ist langfristig ein Vollumbau des Verkehrsknotens Marientor notwendig. Hierzu sind jedoch umfangreiche planerische und planungsrechtliche Schritte/Verfahren erforderlich.
Es ist bemerkenswert, dass man hier genau betont, weshalb die LKW auch heute durch Hochfeld fahren. Die Behauptung war, dass man noch 10 Jahre brauchen würde. Es ist mir allerdings nicht ganz klar, warum das so lange dauern soll und was da so kompliziert ist. Oder liegt es an falscher Prioritätensetzung durch die politische Spitze der Stadtverwaltung (SPD und CDU)
Mit DS 16-0780 hob man dann DS 09-0098 auf, um anders zu planen. Daran wird einer neuer Ansatz verfolgt und die Lösung weiter verschoben.
Darin steht u. a. auch:
Auch bereitet der Lkw-Verkehr im Stadtbezirk Rheinhausen in Teilbereichen weiterhin Probleme, die nicht zuletzt in Zusammenhang mit einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit am Marientor stehen.
Was natürlich nicht stimmt, die Fehlverkehr in Rheinhausen hängen nicht oder kaum mit dem Marientor zusammen, das gilt nur für die Fehlverkehre durch Hochfeld. So oder so stellt sich die Frage, warum man nicht einfach das Marientor umbaut und diese Umgehungsstraße durch Hochfeld sein lässt und das vorhandene Netz optimiert.
In der Niederschrift zur Sitzung in welcher es um die DS 16-0780 ist dann zu entnehmen, dass man die Stahlbrücke erst einmal sanieren will, damit sie noch 10 Jahre hält, um dann erst deutlich später an den Umbau zu gehen. Die SPD äußerte sich wie folgt:
Danach – voraussichtlich im Jahr 2028 – beginne erst der eigentliche Umbau des Verkehrsknotenpunktes Marientor. Mit einer Fertigstellung des Projektes Knotenpunkt Marientor könne somit frühestens im Jahr 2030 gerechnet werden.
Wenn man bedenkt, dass die Planungen bereits 1995 begannen, es also dann 35 Jahr gedauert hätte, stellt sich mir die Frage in wie vielen Jahren man mit der neuen Osttangente real rechnen kann. Oder macht man bei der Osttangente politisch mehr Druck, dass es schneller geht, wodurch es beim Marientor noch langsamer gehen wird.
Ich frage mich ja, ob die Hochbrücke nicht doch eines Tages einfach zusammenbricht und viele Tote fordert.
Man kann natürlich schon die Frage stellen, warum es an der Stelle, die wirklich Entlastung bringen würde so lange dauert, während man anderer Stelle in 2 Jahren eine „Machbarkeitsstudie“ durch drückt.
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