Der Antrag der SPD auf der Ratssitzung vom 31.03.2022 zur Osttangente enthielt einige Punkte die ich nicht unkommentiert stehen lassen möchte.
… Osttangente in Duisburg-Rheinhausen ist ein wichtiges Verkehrsprojekt …
Dies wird als Fakt dargestellt, bisher ist die Osttangente lediglich eine Überlegung, die man aus Sicht von SPD, CDU und FDP nun noch weiter untermauern soll, wenn das genauso dürftig gemacht wird, wie die Machbarkeitsstudie wird es wohl eine zweite Offenlage geben.
Ein Verkehrsprojekt würde es erst dann, wenn es eine Aussicht auf Realisierung gäbe. Die gibt es nicht.
… Das Projekt ist aber nach den Erfahrungen der Vergangenheit mit Ablastungen und Brückensperrungen auch Anlass, rechtzeitig vor solchen Einschränkungen über Ersatzneubauten nachzudenken.
Angesichts eines zurzeit nur grob zu schätzenden Investitionsvolumens mindestens im mittleren dreistelligen Millionenbereich ist die SPD-Fraktion der Auffassung, dass es einer sorgfältigen und vorausschauenden Bewertung, Planung und Steuerung der kommenden Großprojekte der Duisburger Verkehrsinfrastruktur bedarf …
Die Osttangente soll also ein Ersatzneubau für die Brücke der Solidarität sein? Das ist doch schon irgendwie verwunderlich. Wenn eine Brücke ersetzt werden sollte, sollte man sich nicht darauf konzentrieren, statt so einen Unsinn zu verzapfen, wie die SPD?
Aber schön, dass die SPD wenigstens eine realistische Kostenschätzung abgibt. Wobei ich ja nur mit 100 M€ gerechnet hätte und nicht wie die SPD mit 500 M€. Dass sich FDP und CDU anschließen, bedeutet wohl, dass man dort gleiche Kosten erwartet. Also so ca. eine halbe Milliarde Euro, dass ist schon viel Geld. Was könnte man damit nicht alles bauen. Und wo soll das Geld herkommen?
Man hat aber auch beschlossen, dass eine Sperrung der Brücke der Solidarität nicht in Frage kommt. Irgendwie recht widersprüchlich. Wozu braucht man dann also einen extrem teuren und aufwendigen Ersatz?
Dass die SPD wohl eher mit dem Auto fährt, erkennt man schnell an der nächsten Passage:
3. Kommunale Schienenanbindung Rheinhausen
Der Nahverkehrsplan der Stadt Duisburg sieht mit gutem Grund eine Anbindung des Stadtteils Rheinhausen an das kommunale Schienennetz (Straßenbahn) vor, weil sich die Bahnhöfe in peripherer Lage befinden und die zentrale Drehscheibe des Rheinhausener ÖPNV auf dem Hochemmericher Markt liegt.
Eine neue Brücke der Solidarität mit Straßenbahntrasse wie auf dem OB-Karl-Lehr-Brückenzug könnte die ÖPNV-Reisezeiten zwischen den Zentren von Duisburg und Rheinhausen deutlich verkürzen, weswegen dieses Vorhaben zügig auf Machbarkeit untersucht werden sollte.
Man will also eine Straßenbahn, um den ÖPNV zu beschleunigen? Die von der SPD fahren wohl nicht oft mit Straßenbahnen. Wie Busse halten Straßenbahn oft. Das heißt zwischen Duisburg HBF und Rheinhausen Markt liegen mit Sicherheit 7 bis 10 Haltestellen. Allein von HBF bis Pauluskirche, wo man über eine Abzweigung nachdenkt, sind das 6 Haltestellen. Jede Haltestelle heißt 1-2 Minuten Zeitverlust, plus Fahrzeiten und weitere Wartezeiten. Das braucht die Straßenbahn genauso lange, wie die Linien 920/921. Das bringt also keinerlei Beschleunigung. Die Straßenbahn bringt also rein gar nichts. Machbar wäre das sicherlich, aber sinnhaft erscheint das nur, wenn man gerne mit der Eisenbahn spielt. Was etwas gebracht hätte, wären Schnellbusse, die Rheinhausen Markt, Pauluskirche, Karl-Jarres-Straße und Hauptbahnhof halten würden und weniger Bummelbusse, wie 920 bzw. 921. Aber wie gesagt dazu müsste man häufiger ÖPNV nutzen.
Der Bahnhof Rheinhausen Ost nicht peripher, sondern liegt nur ca. 10 min vom Marktplatz entfernt. Mit der Regionalbahn dorthin ist man schneller und zuverlässiger, als mit den Bummelbussen. Wenn alle Regionalbahnen dort halten würden, könnte man sogar eine Taktung von 15 Minuten hinbekommen und eine Direktverbindung nach Moers von Rheinhausen Ost.
Nach diesen Überlegungen stellt sich mir die Frage, wenn die SPD von ÖPNV schon keine Ahnung hat, was ist dann mit den ganzen anderen Behauptungen bei der Osttangente, die ja inzwischen sogar durch die Machbarkeitsstudie widerlegt sind.
Interessanterweise meint man, dass man trotz Osttangente noch die Logistikdiagonale brauchen würde, die Teil der planfestgestellten Osttangente zum Marientor ist. Und die SPD ist auch der Meinung, dass das Marientor umgestaltet werden müsste. Bei den Punkten wäre ich sofort dabei. Also warum das nicht sofort umsetzen? Wobei man auch mit der vorhandenen Straße zum Marientor arbeiten könnte, wenn man das Marientor endlich umgestalten würde. Eine Osttangente bräuchte man hier nicht, sondern hätte sofort eine spürbare Entlastung in Hochfeld für deutlich weniger Geld und vermutlich ohne nennenswerten Widerstand.
Was die Einbindung des RS1 bringen soll, erschließt sich mir nicht, den könnte man prima über den Rhein nach Rheinhausen führen und über die heutige Radroute am Rhein. Wenn man diesen Punkt nicht nur als Alibi aufgenommen hätte.
Und dann will man noch ein paar Punkte geprüft haben. Etwa, die immer wieder erwähnte „Tunnellösung“, passt wohl gut zum Tunnelblick der SPD bei Verkehrsplanung. Allerdings vergisst man hier die Umweltkosten für Beton und natürlich die deutlich höheren Kosten für eine derartige Lösung.
Dass man sich bei der SPD nicht mit den Argumenten auseinandergesetzt hat, erkennt man an diesem Punkt:
… Auch ein Streckenverlauf neben dem „Deich“ und ggf. auf dem „Deich“ durch Anschüttung etc. mit effektivem ökologischem Lärmschutz soll geprüft werden. …
Denn ansonsten wüsste man, dass eine Anschüttung mit dem Hochwasserschutz nicht machbar ist.
Ich gebe ja zu, dass ich mich, wenn der „Tunnel“ brauchbar ausgeführt würde und der Radweg komplett erhalten würde, sogar damit anfreunden könnte, aber realistisch ist der Bau einer derartigen Lösung nicht. Es gibt viele Argumente, welche auch gegen diese Lösung sprechen. Hauptargument dürften hier die Kosten sein.
Man will offensichtlich Konflikte mit dem Naturschutzgebiet vermeiden und vorher abschwenken. Seltsamerweise kommt man da zu dem Schluss:
… Damit würde ein nicht unerheblicher Teil des Rad- und Wanderweges auf dem Rheindamm erhalten und das Erholungsgebiet Rheinvorland unangetastet bleiben. …
Vom Erholungsgebiet bliebe da nicht viel und vom Radweg auch nicht. Nur ein kurzes Stück bei der Kläranlage.
Dass man sich wegen dem Lärm Gedanken macht ist zwar begrüßenswerte, aber den Lärm von der einen zur anderen Stelle zu verlagern ohne klare Aussichten auf Erfolg, bringt nichts.
Eine Gute Idee fand ich den Punkt:
… Reduzierung der in der Studie aufgeführten Interlogportverkehre durch eine Shuttlefähre zwischen den Standorten in Kooperation mit dem Duisburger Hafen …
Aber dazu hatte ich ja bereits gestern etwas geschrieben.
Wegen der BV-Homberg Ruhrort Baerl hat man dann wohl auch eine Prüfung der Auswirkungen dort aufgenommen.
Aber zumindest will man mal die Kosten gegenüberstellen:
… Ermittlung und Gegenüberstellung der Kosten und Möglichkeiten, Verkehre vom logport über die Umgehungsstraße Hochfeld ampelgesteuert abzuleiten …
Entweder kennt man die schon und weiß, dass Straße plus Marientor teurer ist oder man denkt wirklich darüber nach die Logistikdiagonale durchzuführen. Das wäre dann zumindest zu begrüßen, wenn man da wirklich eine ergebnisoffene Entscheidung treffen würde. Es gehen auf jeden Fall noch weitere Jahre ins Land.