Nachdem jüngst die Luftwaffe negative Schlagzeilen mit mehrfachem Ablass von Kerosin machte, ist es Zeit noch einmal etwas zu dem Thema zu schreiben.
Es wird ständig behauptet, dass dies aus Sicherheitsgründen notwendig wäre, allerdings geht es dabei nach meiner Kenntnis primär darum, dass das Flugzeug auch wieder abheben können soll. Bei einer Landung mit vollem Gewicht ist das unwahrscheinlich. Die Sicherheit wird als Begründung vorgeschoben, es geht aber primär um Kostenreduzierung.
Das UBA hat dazu eine Studie veröffentlicht (PDF). Darin wird auch wieder behauptet, dass aus Sicherheitsgründen Treibstoffablass notwendig wäre, wenn das Flugzeug über dem maximalen Landegewicht liegt. An verschiedenen Stellen findet sich zu der Thematik Informationen. Z. B. hier:
„Manchmal kann der Notfall so dringlich sein, dass das Flugzeug keine Zeit hat, Kraftstoff abzulassen oder zu verbrennen, um sein maximales Landegewicht vor dem Aufsetzen zu erreichen. In diesem Fall kann eine riskante Übergewichtlandung zulässig sein. […]
Wenn eine übergewichtige Landung von Flugzeugen zulässig ist, ist eine strukturelle Inspektion oder Bewertung der Aufsetzlasten vor dem nächsten Flugbetrieb erforderlich, falls Schäden aufgetreten sind.“
Auch das UBA erwähnt eine Landung mit Übergewicht, sowie Verfliegen.
Es mag riskanter sein mit vollem Tank zu landen. Aber es ist nicht unmöglich. Hier spielt mit Sicherheit auch die Betriebswirtschaft rein, sodass man die rechtlichen Vorgaben bei der Wartung usw. zwar erfüllt aber nicht darüber hinausgeht und lieber Kerosin ablässt. Weiterhin hat man heutzutage scheinbar die Möglichkeit zum Kerosinablass bei der Konstruktion berücksichtigt. Sprich die Flugzeuge absichtlich so konstruiert, dass die Sicherheitsmarge geringer ist.
Rechtlich scheint die Crew zu entscheiden und Umwelterwägungen dabei ignorieren zu dürfen. Sprich man gefährdet Dritte für das Wohl der Passagiere. Eine ziemlich egoistische Haltung.
Es zwar immer wieder behauptet, dass nichts am Boden ankäme, aber das UBA schreibt dazu:
„Nach bisherigem Kenntnisstand wurde davon ausgegangen, dass sich ein geringer Anteil des abgelassenen Treibstoffs auf der Erdoberfläche niederschlägt.“
Wobei ich auch davon nicht überzeugt bin.
In der Publikation behauptet das UBA weiterhin:
„In der Atmosphäre werden die verdunsteten Kerosin-Komponenten durch die ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung) und unter Beteiligung von (OH-)-Ionen in CO2 (Kohlendioxid), H2O (Wasser) sowie O3 (Ozon) umgewandelt.“
Was man dabei allerdings vergisst ist der Umstand, dass Kerosin auch signifikanten Anteile an Schwefel enthält. Die UV-Strahlung in 1800-3000 m ist noch nicht so viel höher, als am Boden. Nicht ohne Grund liegt die Ozonschicht deutlich höher in der Stratosphäre, da diese durch UV-Strahlung gebildet und abgebaut wird. Was verwunderlich ist, ist der Umstand, dass nirgendwo auf die konkreten Abbauraten der einzelnen Stoffe eingegangen wird. Es trifft zwar zu, dass organische Stoffe in der Atmosphäre abgebaut werden können, allerdings dauert dies auch. Man bedenke, dass selbst das reaktive Methan, gemäß Wikipedia, eine Halbwertszeit von 12 Jahren hat. Da beim Abbau von Kerosin ohne Verbrennung mit Sicherheit als Zwischenschritt auch Methan entsteht, darf man auch nicht die Klimaauswirkung von Kerosinablass vergessen.
Da der angebliche Abbau in der Luft nicht zeitlich eingeordnet wurde, obwohl der lange dauern dürfte, sehe ich die Behauptung, dass nur ein kleiner Teil am Boden ankäme als unwahr an. Es kommt also mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu, dass weitere Kerosinbestandteile ausregnen. Minimum wäre hier die Betrachtung der Abbauraten, also die Halbwertszeiten, was allerdings nicht passiert. Wenn allerdings nur ein kleiner Teil abgebaut wird, kommt im Endeffekt ein Großteil am Boden an und kontaminiert Nahrungsmittel, Boden und Wasser.
Angeblich führt man keine Ablässe im Bereich von Wolken durch, aber das spielt keine Rolle, wenn vor dem vollständigen Abbau Wolken kommen. Je nach Jahreszeit sind hier also weitere Parameter zu betrachten. Zudem hängen die Abbauraten auch von der Lufttemperatur ab. Je geringer die Temperatur, desto geringer die Reaktionsgeschwindigkeit.
Der Wind wird ebenfalls erwähnt. Und wenn man daran denkt, dass Wind durchaus eine lokale Aufkonzentration ermöglicht. Am relevantest ist aber die Abhängigkeit des Dampfdruckes von der Temperatur. Dies hat man zumindest berücksichtigt. Im Winter erreicht nach den optimistischen Rechnungen 59 % den Boden und scheinbar fallen die Tröpfchen im Winter schneller als im Sommer. Die größere Menge im Winter liegt an der geringeren Verdunstung.
Der durchschnittliche Tröpfchendurchmesser des Kerosins soll nach UBA zu Beginn 270 µm betragen, allerdings gibt es nur wenig Daten zur realen Tröpfchengröße. Weshalb man hier schon mit unseriösen Annahmen startet. Ein konservativer Ansatz wäre die Annahme der maximalen Tröpfchengröße, die noch dazu auf empirischen Daten basieren sollte. Die Verdunstungskälte und weitere Effekte werden scheinbar berücksichtigt bei den Berechnungen. Allerdings sind die Temperaturgradient in der Atmosphäre schwierig und teilweise gibt es sogar eine Invasionswetterlage.
In der Studie wurden nur Modellrechnungen durchgeführt und keine Experimente, obwohl genau das interessant wäre und durchaus möglich. Es gibt Apparaturen, mit welcher man die Verdunstung von Kerosin simulieren könnte.
Wirbelschleppen, werden zwar erwähnt, aber nicht berücksichtigt, obwohl diese die Bewegung der Tröpfchen zum Boden beschleunigen können, gleiches gilt für Fallwinde. Es wird sogar extra eine geringe Windgeschwindigkeit gewählt, obwohl eine hohe Windgeschwindigkeit, zwar eine schnellere Verteilung bedingen könnte, aber ebenso die Tropfen zusammenbringen kann. Je nach Windrichtung können die Tröpfchen auch schneller zum Boden gebracht werden. Auf- und Abwinde und können hier eine wesentliche Rolle spielen. Es ist sehr zweifelhaft, dass die einfachen Modelle wirklich die schlimmste mögliche Annahmen darstellen können.
Auch bei den verwendeten Grenzwerten hat die UBA-Studie nicht sauber gearbeitet, da man Arbeitsplatzgrenzwerte angesetzt hat, die allerdings nicht für die Allgemeinbevölkerung gelten. Für die Arbeitsplatzgrenzwerte, werden höhere Werte angesetzt, als für die Allgemeinbevölkerung. Und zudem müssten auch weitere Quellen berücksichtigt werden aus denen Schadstoffe kommen. Weiterhin hat man nur die Grenzwerte für die Luftkonzentration genommen, nicht allerdings die für den Hautkontakt, dabei sind einige der Bestandteile von Kerosin auch bei Hautkontakt schädlich.
Die Starttemperatur in der Luft wurde nicht angegeben, nur die am Boden.
Zudem sind auch gasförmig die Stoffe weiterhin krebserregend und gehen sogar in die Lunge.
Die Betrachtung wurde zudem nicht für Vögel durchgeführt, die ja deutlich höher sind.
Insgesamt ist der Bericht des WDR und auch die Studie des UBA bei näherem Hinsehen nicht überzeugend. Man hat nur Teilaspekte betrachtet und diese auch noch unter optimistischen Bedingungen. Der angeblich Abbau in der Luft wurde gar nicht betrachtet obwohl die Verweilzeiten relevant sind. Es wurde nur gesagt, was angeblich am Anfang nach dem Ablass am Boden ankommt, aber nicht die Gesamtmenge, die möglich ist.
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