Am 2. Oktober habe ich einen Artikel zum Thema Polizei Duisburg veröffentlicht in dem es um einen Brief eines Polizisten ging. Damals wurde ich danach auch von der Presse kontaktiert.
Am 21.11.2023 erschien zuerst ein Onlineartikel, am 28.11.2023 nun mehr der gedruckte Artikel. Insgesamt war der Artikel schon recht ausgewogen, allerdings muss ich zu zwei Punkten noch etwas öffentlich anmerken. So behauptet die Polizei ich hätte 111 Beschwerden geschickt, das ist unwahr. Ich komme bei Polizei Duisburg auf etwa 80 mal AN-Adressat-Schreiben und etwa 30 mal in CC. Wie man eigentlich weiß, wenn man in einer Behörde arbeitet, sind CC und BCC lediglich „Zur Kenntnis“ bzw. „Zur Information“. Bei den Anschreiben ging es teilweise um fragwürdige Pressemeldungen der Polizei und teilweise um Hinweise auf mögliche Vergehen. Wenn das alles als Beschwerde aufgefasst wurde, tut sich die Polizei offensichtlich mit der Textauswertung schwer. Und natürlich schreibe ich bei Kritik Klartext, soll ich das etwa in Watte verpacken. Bin halt kein Politiker, der alles schönfärbt.
Was angeblich von der Staatsanwaltschaft nicht weiterverfolgte Anzeigen angeht, heißt eine Nichtverfolgung nicht, dass kein Vergehen vorlag, sondern lediglich, dass die Staatsanwaltschaft keinen Grund für eine Verfolgung sieht. So werden Verfahren wegen Geringfügigkeit oder wegen mangelnden öffentlichen Interesses eingestellt. Bei Verkehrsvergehen kann die Polizei m. W. sogar von sich aus ein Bußgeld verhängen und gibt es dann gar nicht erst weiter. Da ich das Schreiben der Polizei nicht kenne, weiß ich nicht, ob die Polizei die Fakten falsch bzw. einseitige dargestellt hat oder etwas im redaktionellen Prozess nicht mehr in den Artikel passte. Da ich allerdings weiß, wie Behörden ticken, halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass man gewisse Teile weggelassen hat, um den resultierenden Artikel abzumildern.
Mal völlig davon abgesehen, dass die angeblichen 111 „Beschwerden“ auf die im Artikel erwähnten Monate verteilt gerade einmal 2,4 pro Monat sind, was in Anbetracht der vielen schlechten Pressemitteilungen zu „Unfällen“ eigentlich noch sehr wenig ist und eigentlich auch nicht notwendig wären, wenn man nicht immer wieder den gleichen Unsinn schreiben würde. Nehmen wir mal die hier:
27. November 2023 | 07:59 LKW gegen PKW – Vier Verletzte
Bei einem Zusammenstoß zwischen einem LKW und einem PKW wurden heute insgesamt vier Personen leicht verletzt.Der Fahrer eines MAN LKW übersah beim Abbiegen vom Ruhrdeich auf die Max-Peters-Straße den entgegen kommenden Pkw. Es kam zum Zusammenstoß bei dem alle vier Insassen des PKW leicht verletzt wurden. Drei der vier verletzten Personen wurden zwecks weiterer Untersuchungen in umliegende Krankenhäuser gebracht. Beide Fahrzeuge waren nicht mehr fahrbereit.
Hatte ich schon 2022 angemerkt, dass „übersehen“ falsch ist. Entweder war der LKW Fahrer abgelenkt oder der hat zu schlechte Augen. Die Konsequenz, die sich ergibt wäre eigentlich zumindest ein Sehtest, da aber so Artikel eiligst nach einer Kollision verfasst werden, werden die Konsequenzen nie aufgezeigt. Und da sehr viele Polizeidienststellen das Übersehen in PM’s nutzen ist logisch, dass das quasi immer genutzt wird. Dabei stellt sich doch sofort jedem die Frage, wie man einen PKW übersehen kann. Fuhr der bei völliger Dunkelheit ohne Licht? Die Angabe, wann das passiert ist fehlt völlig in der PM. Auch kann es nicht der gern genutzte „tote Winkel“ gewesen sein, denn das ist bekanntlich nur eine Ausrede. So oder so ist ist diese lapidare „übersah“ bei einem Berufskraftfahrer deutlich zu wenig. Der LKW-Fahrer hat, egal aus welchen Gründen auch immer, für mich glasklar gegen die StVO verstoßen. Und solche PM’s sind halt unschöner Standard. Versteht sich von selbst, dass man Kritik daran nicht gerne sieht, weil man dann ja etwas ändern müsste.
Besonders ärgerlich sind natürlich die Ausreden der Polizei Duisburg in Hinblick auf Überholabstände (Gehende, Radfahrende), „Unfallschwerpunkte“ und nicht zuletzt zu schnell abbiegende LKW. Während die Polizei in anderen Städten längst etwas tut, gibt es in Duisburg nur Ausreden und lieber stoppt man mal eine Critical Mass. Wenn Mails und Anzeigen nicht zu mehr Verkehrssicherheit führen, muss man wohl mal schauen, welche rechtlichen Möglichkeiten sich ansonsten bieten.

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