In der Februarausgabe der „Nachrichten aus der Chemie“, der Mitgliederzeitschrift der GDCh gibt es einen Pro/Contra Artikel zu Klimaschutz und Chemie. Die Zeitschrift bietet André Thess hier eine Bühne. Dieser soll angeblich Professor für Energiespeicherung an der Universität Stuttgart sein.
In dem Beitrag geht primär um Befürwortung Kohle, Fracking und AKW. Diese Ansichten von André Thess verwundern nach kleiner Recherche nicht wirklich. Er ist laut Wikipedia Mitglied der FDP und zudem im Verein Nuklearia. Ferner organisierte er eine Tagung mit Klimawandelleugnern. Dass er da Kohle und Atom fordert, ohne dies fundiert zu begründen, ist so offensichtlich, wie Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser reagiert.
Die von ihm geforderten grundlastfähigen Kohlekraftwerke verteuern die Energie, weil jemand die Kraftwerke bezahlen muss und diese sich durch die Schwankungen im Stromnetz und CO2-Bepreisung gar nicht rentieren können. Das heißt hier müsste über Steuern subventioniert werden. Das heißt die Allgemeinheit soll die Industrie subventionieren.
Und wer der Meinung ist, dass Atomkraft günstig wäre, disqualifiziert sich für einen seriösen Diskurs von selbst. AKW kosten allein schon im Bau viele Milliarden. Zudem ist ein AKW so unsicher, dass keine Versicherung diese zu vertretbaren Konditionen versichern würde. Das heißt auch hier müsste der Staat geradestehen, wenn etwas schiefgeht. Ein AKW neben einem Störfallbetrieb zu errichten, was Herr Thess vorschlägt, ist quasi eine noch höhere Wahrscheinlichkeit für eine fatale Wechselwirkung. Zumal der Bau von AKW Jahrzehnte dauert, extrem teuer wird und die Müllfrage immer noch nicht geklärt ist.
Vermutlich würde man bei näherer Betrachtung feststellen, dass die weiteren Zahlen im Artikel aus dem Zusammenhang gerissen sind oder vielleicht sogar nicht stimmen. Denn ohne massive Subventionen durch die Allgemeinheit gibt es keine billige Energie. Da ist es völlig egal, ob die Subventionen direkt in Form von Steuergeldern kommen oder über vollgelaufene Keller und andere Klimaerwärmungsfolgekosten. Bekanntlich steht die FDP für Ausbeutung und Bereicherung auf Kosten der Allgemeinheit.
In der Realität macht es Belgien übrigens vor, wie es mit günstiger Energie geht. Durch dezentrale Speicherung von Wind- und Sonnenenergie und effiziente durchdachte Prozesse. Statt die Energie über Leitungen zu leiten ist es besser diese in der Nähe zu speichern. Immerhin ist das Energienetz überwiegend nur zu einem niedrigen Prozentsatz ausgelastet, außer zu Spitzenzeiten. Sprich der Netzausbau verteuert Energie. Wenn man sich dagegen ein heutiges Chemiewerk anschaut, wo zentral heißes Wasser erzeugt wird, was dann über Leitung transportiert wird und zudem noch viel Energie an die Umwelt abgegeben wird, etwa warmes Wasser in Flüsse, dann kann das nicht effizient sein.
Die von Thess angeführte Firma Müller überführt Reststoffe aus der Molkerei in gewinnbringende Produkte, sprich Upcycling. Das heißt möglichst wenig Verschwendung. Wobei Müller aufgrund der Nähe zu Faschisten nicht unbedingt als gutes Beispiel taugt.
Die Forderungen von Herrn Thess sind unwissenschaftlich und unethisch. Ich verstehe nicht, warum die GDCh solchen Forderungen Raum gibt, da sie nicht auf dem Boden der wissenschaftlichen Fakten basieren. Die GDCh tut der Chemie ganz sicher keinen Gefallen solchen komischen Vorstellungen eine Bühne zu bieten. Denn schließlich wird man dadurch mit Klimawandelleugner in eine Ecke gestellt. Oder gab es ganz einfach keine seriösen Argumente gegen Klimaschutz? Denn auch die Industrie wird nicht darum herum kommen.