Neulich bin ich bei Twitter auf einen Beitrag zu „hexagonalem Wasser“ gestoßen. Da wundert man sich natürlich nicht mehr, dass so viele Schwurbelnden unterwegs sind.
Wenn man die Produktbeschreibungen zu angeblichem hexagonalem Wasser liest, fällt vor allen Dingen auf, dass die Beschreibung sehr vage bleiben. Welche angebliche Struktur das sein soll, kann ich nicht nachvollziehen. Wer sich naturwissenschaftlich mit Wasser beschäftigt wird schnell feststellen, dass hier Halbwissen esoterisch verquirlt wird, aber im Endeffekt zahlt man viel Geld für einen Handmixer (z. B. 100 €) oder Mineralwasser (400 €/L).
So behauptet eine Seite:
„Wasser besteht aus Dipolen und kann sich daher strukturiert anordnen.“
Das stimmt wissenschaftlich sogar, allerdings ist es trotzdem nur die halbe Wahrheit. Wasser bildet im flüssigen Zustand große Cluster mit ständig wechselnden Wasserstoffbrückenbindungen. Daran ändert man nichts, wenn man mit einem Handmixer das Wasser umrührt, man führt allenfalls noch mehr Energie in das System. Da es sich hier um kinetische Energie handelt erwärmt sich das Wasser geringfügig. Die Bewegung der Moleküle wird etwas erhöht.
Die Behauptung
„Hochwertiges Wasser wie aus Naturquellen bildet viele hexagonale Strukturen aus. Hierbei verbinden sich jeweils 6 Wassermoleküle (H2O) zu einer Ringstruktur zusammen.“
ist dagegen völliger Unsinn. Die Bindungskräfte der Wasserstoffbrücken sind gar nicht stark genug, um eine derartige Struktur bei Raumtemperatur aufrecht zu erhalten. Und auch die etwas kälteren Quellen haben eine hohe Fluktuation der Brückenbindungen.
Ebenfalls auf der Seite wird behauptet, dass das Wasser im menschlichen Körper auch hexagonal wäre, zuvor wird aber behauptet, dass Wasser mit „Schadstoffen“ mit der angeblichen Ordnung Schwierigkeiten hätte. Dabei übersehen die Autoren dieses unwissenschaftlichen Textes natürlich, dass das Wasser im menschlichen Körper immer mit zahlreichen Stoffen versetzt ist. Und erst einmal kein Stoff ein Schadstoff ist, sondern erst bei bestimmten Organismen schädlich sein kann. Scheinbar kann man mit derartig esoterischen Ansichten sogar Professor werden. Für mich völlig unverständlich.
Auf einer Seite wird behauptet, dass man das Wasser sogar stabilisiert hätte und dieses in Gelform vorliegen würde. Gleichzeitig wird auch behauptet, dass da nur Mineralien und Wasser drin wären, was definitiv unwahr ist. Es gibt kein absolut reines Wasser. Es sind immer Stoffe im Kleinstbereich enthalten. Wer also behauptet einen zu 100 % reinen Stoff zu haben, der lügt. Es gibt kein Verfahren um so reines Wasser zu erhalten. Abgesehen davon lösen sich immer Gase aus der Umgeben.
Angeblich soll es ein Patent für die Stabilisierung von Wasser geben. Fragt sich nur wo man dieses Patent eingereicht haben will. Emulgatoren gibt es viele, aber es wird keiner Angegeben. Ein Emulgator erklärt auch, warum sich angebliche Öl drin lösen können sollen.
Verwunderlich finde ich, dass nirgendwo der Emulgator oder andere Zuschlagsstoff angegeben ist. Dafür aber der genaue Anteil der Mineralien ohne diese konkret im Details zu benennen. Es ist nur die Rede von Natrium, Magnesium und Lithium Salzen. Da fehlen natürlich die Gegenionen.
Deutlich wird der Unsinn, wenn man dann liest:
„Die Molekularstruktur des Wassers ist maximal 3 – 6 Cluster groß.“
Wie kann es dann hexagonales Wasser sein, wenn dieses angeblich doch aus 6 Wassermolekülen besteht. Oder was soll 3-6 Cluster bedeuten? Die angeblichen 6-Molekül-Ringen sollen doch so super stabil und für sich sein.
Eine Seite behauptet gar:
„Hexagonales Wasser – Wasser im vierten Aggregatzustand“
dabei ist der vierte Aggregatzustand von Wasser das Plasma und im Phasendiagramm von Wasser findet sich nur eine Phase flüssiges Wasser, das lediglich in der durchschnittlichen kin. Energie der Wassermoleküle variiert. Diese ändert man aber nicht mit einem Handmixer, sondern mit einem Wasserkocher.
Eine gute Zusammenfassung dazu, was für ein Humbug, hexagonales Wasser ist, findet sich hier.
Eine schwurbelige Seite behauptet:
„Oberhalb von Null Grad Celsius geht Eis in fließendes Wasser über. Der Siedepunkt liegt bei 100 Grad Celsius. Ist er erreicht, geht fließendes Wasser in Wasserdampf über.“
Mit so einer Aussage entlarven sich naturwissenschaftliche Laien sofort. Erst einmal ist es flüssiges und nicht fließendes Wasser und dann stimmen diese Temperaturen nur ganz bestimmten Bedingungen. Auf der Erde hat man diese Bedingungen nur ständig, allein schon wegen dem Wetter.
Mein Fazit, wer sich so ein Zeugs kauft hat zu viel Geld und zu wenig Wissen.