Was ich als Presseinformation der Unfallkasse Berlin las, finde ich sehr seltsam.
Wenn man schreibt:
„Gehwege: Immer Fußgängerwege benutzen. Auf dem Gehweg innen gehen, nicht am Straßenrand.“
lässt man dabei außer acht, dass es erstens gar nicht überall Gehweg gibt und die vorhandenen Gehwege teilweise zugeparkt sind. Hier wären hilfreiche Hinweise relevant, wie gerade Kinder mit dem Fehlverhalten der Erwachsenen umgehen sollten.
Auch die Empfehlung:
„Straße überqueren: Eine Straße nur an übersichtlichen Stellen überqueren, am besten Fußgängerüberweg benutzen. Vor der Bordsteinkante oder an der Sichtlinie halten, nach links und rechts, dann wieder nach links schauen. Erst losgehen, wenn kein Fahrzeug kommt.“
ist nicht schlüssig. In vielen Städten werden gefährliche Eckenparker nicht einmal abgeschleppt. Die Situation kann sich hier ständig ändern. Wo es heute noch übersichtlich ist, kann der Egoismus am nächsten Tag die Ecke zumachen, sodass selbst Erwachsene Probleme haben können. Auch hier fehlt der Hinweis, wie man mit dem Fehlverhalten umgeht.
Völliger Unsinn ist der Hinweis:
„Ampel: Auch bei „Grün“ gilt es, die Straße erst zu überqueren, wenn die Fahrzeuge stehen. Auf abbiegenden Verkehr achten, besonders bei Lastkraftwagen. Wichtig: Immer Blickkontakt zum Fahrer aufnehmen.“
denn dazu müssten erstens die Ampelschaltungen überall so sein, dass man Kreuzung mit mehreren Ampeln in akzeptabler Zeit überqueren kann und zweitens müsste hier dann die Forderung nach mehr Rotlichtblitzern stehen, wenn das Fehlverhalten von Autofahrenden Kinder gefährdet. Blickkontakt mit Fahrer bringt gar nichts, die biegen teilweise dann erst recht mit überhöhter Geschwindigkeit nach Rechts ab. Besser wäre es LKW-Durchgangsverkehr überall aus der Stadt zu vertreiben und endlich die Schrittgeschwindigkeitskontrolle einzufordern. Die vielen toten und verletzten Gehenden / Radfahrenden durch rechtsabbiegende LKW-Fahrende zeigen deutlich, dass es nicht funktioniert. Solange die Rechtsdurchsetzen mangelhaft ist, darf man sich nicht über Elterntaxen wundern.
Ebenfalls unsinnig ist:
„Zebrastreifen: Fahrzeuglücken abwarten und dann auch hier Blickkontakt zum Fahrer aufnehmen.“
Warum soll man Fahrzeuglücken abwarten und Blickkontakt suchen, der Blickkontakt führt eher dazu, dass die Autofahrenden sich rücksichtslos die Vorfahrt erzwingen, nach meiner Erfahrung funktioniert es besser nicht zu zeigen, dass man die sieht, sondern so zu gehen, als würde man nicht gucken, während man mit dem Schlimmsten rechnet. Mal ganz davon abgesehen sich hier natürlich die Frage stellt, warum man nichts gegen das Fehlverhalten der Autofahrenden tun will. Wo ist die Forderung nach Schrittgeschwindigkeit, denn schließlich dürfen Autofahrende nach § 3 StVO nur so schnell fahren, dass eine Gefährdung von Kindern ausgeschlossen ist.
Und auch bei
„Ein- und Ausfahrten: Auf plötzlich auftauchende Autos und Radfahrer achten, die den Weg kreuzen.“
Sagt die StVO etwas anderes. Denn wer aus der Ausfahrt kommt muss vorsichtig sein, aber scheinbar ignorieren das viele Autofahrende. Hier würden bauliche Maßnahmen helfen. Denn bei steiler Kante fahren Autofahrende langsamer. Zudem sollten Spiegel vorgeschrieben werden.
Im Sinne der Verkehrssicherheit ist es nicht hilfreich falsche Regeln beizubringen. Viel wichtiger wäre es die richtigen Regeln beizubringen und darauf hinzuweisen, dass Kinder erstens mit dem Fehlverhalten der Autofahrenden rechne muss und verstärkt auf die Abstellung dieses Fehlverhaltens hinzuwirken.
